Spiel’s noch einmal Sam – und zwar 2023

Teil1 – mit den Augen von Barbara

Soziale Medien haben durchaus gute Seiten. Denn durch sie habe ich gelernt, innezuhalten im stürmischen Arbeitsalltag und zurückzublicken auf die Erfolge der vergangenen Tage, Wochen – oder wie jetzt des vergangenen Jahres. 2023 war für das Ü-Tandem Schmidt-Neeb wirklich ein sehr erfülltes und erfüllendes Jahr, reich an wunderbaren Büchern, Veranstaltungen, Begegnungen.

Januar – MV und Theater

Es begann gleich wunderbar im Januar mit der Mitgliederversammlung des VdÜ hier in Frankfurt. Dreimal verschoben wegen des bösen C. Umso schöner war es dann, endlich so viele Kolleginnen und Kollegen am eigenen Wohnort zu treffen. Zum Auftakt haben wir für die Weltlesebühne Dirk Hülstrunk eingeladen, der sich sowohl als Soundpoet als auch als Übersetzer im wunderschönen Theater Alte Brücke zu „Lyrik in der Übersetzung“ äußerte. Wer es verpasst hat – auf dem Youtube-Kanal der Weltlesebühne gibt es den Veranstaltungsmitschnitt.

v.l.n.r: Barbara Neeb, Katharina Schmidt (Moderatorinnen), Dirk Hülstrunk (Soundpoet/Übersetzer) ©Mirko Kraetsch


Februar/März – Bücherernte und Trio statt Duo

Der Februar verging wie im Flug mit Videos drehen, Bloggen, Projektmanagement für die Digitale Weltlesebühne – und ja, auch Übersetzen. Schöne Ergebnisse aus dem Vorjahr konnten wir dann im März endlich in Händen halten – Piergiorgio Pulixis Die Insel der Seelen, erschienen im Kampa Verlag, und Der Atlas der verborgenen Welten, bei ars-edition.

Für beide Projekte haben wir übrigens unser Duo zum Trio erweitert: Bei Pulixis düsterem Noir über Sardiniens dunkle Seite war Barbara Engelmann mit im Team, bei dem einfach traumhaft schönen Atlas über Orte und Reiche, die sonst auf keinen Karten stehen, unterstützte uns Anna Fleiter. (hm, 2022 war wohl auch ein randvolles Jahr, in dem wir etwas Entlastung gebrauchen konnten …) Beide Kolleginnen kennen wir übrigens aus unseren Netzwerken Weltlesebühne und BücherFrauen.

Für Letztere führte Katharina in der Buchhandlung Weltenleser die von ihr initiierte Reihe Frauen in der Frankfurter Literaturszene fort und stellte gegen Ende des Monats die Autorin Sabine Börchers im Gespräch vor.

Buchhandlung Weltenleser: Frauen in der Frankfurter Literaturszene © Barbara Neeb

April – Sichtbarkeit beim Welttag des Buches und auf der LBM

Für die digitale Weltlesebühne konnten wir Buchhändler*innen aus ganz Deutschland gewinnen, in einem Kurzclip zu beschreiben, was Übersetzende für sie bedeuten und ihre aktuelle Lieblingsübersetzung vorzustellen. Diese Shorts wurden dann zum Welttag des Buches am 23.April veröffentlicht – spannend, wie viel Info man in jeweils eine Minute unterbringen kann. Gucken!

Im April war dann auch endlich wieder Buchmesse in Leipzig. Welche Freude, dass ich mich gleich auf zwei Panels – einmal als Organisatorin und Moderatorin, einmal als Gast – zum Jahresthema der BücherFrauen „Die im Dunkeln sieht man nicht“ äußern konnte. Ist doch die Sichtbarmachung von Übersetzenden schon seit Gründung der Weltlesebühne ein Thema, das mir auf den Nägeln brennt.

Mai – Tag der Literatur und ach ja, Fortbildung

Aber es tut sich ja etwas – wir werden eingeladen und gehört. Beim hessenweiten Tag der Literatur Anfang Mai sprachen Katharina und ich auf Einladung des Literaturvereins Alondra Institute mit unserer Kollegin Kirsten Brandt über das Übersetzen im Team und wie aus mehreren Stimmen eine wird. Da die Veranstaltung gestreamt wurde, gibt es auch davon einen Livemitschnitt.

Im Mai fanden wir auch noch Zeit für Fortbildung. Der Deutsche Übersetzerfonds bietet ja viele interessante Onlineseminare an, Katharina nahm an „Stipendien versteuern“ und dem ebenso unterhaltsamen wie immer wichtigen Mehrtagesworkshop „Umgangssprache übersetzen“ teil.

Tag der Literatur: Übersetzen im Team ©Sebastian Krausse

Juni – na was wohl – Wolfenbüttel!

Ja und dann sind wir schon beim „Woodstock der Literaturübersetzenden“, dem 18. Wolfenbütteler Gespräch. Hier bekam ich im Workshop unseres Kollegen Cornelius Harz die Grundlagen für Wikipedia beigebracht – und da ich mich als Studienobjekt angeboten hatten, nebenbei auch meinen eigenen Wikipediaeintrag. Katharina konnte leider nur indirekt teilnehmen – wir haben zusammen einen Workshop zum Teamübersetzen vorbereitet, den ich dann ohne die Tandempartnerin hielt. Denn das Interesse an dem Thema ist groß und auch bei Verlagen sind Übersetzungsteams – am liebsten so eingespielte wie bei uns – inzwischen sehr gern gesehen.

Im Juni endete dann leider die Förderung durch den DÜF für die Digitale Weltlesebühne, mit der wir so viele Kolleginnen und Kollegen eine Bühne im Internet bereiten konnten. So konnte ich Thomas Gunkel interviewen als Beispiel für eine langjährige Übersetzer-Autor-Beziehung und Cheyenne Dreißigacker, die Mangas übersetzt. Besonders freut mich, dass wir Freunde, Partner und Mitglieder der Weltlesebühne dafür gewinnen konnten zu erklären, was dieser Verein ist und macht. Also Vorhang auf für die Weltlesebühne und die Digitale Weltlesebühne!

Und keine Sorge – mit der Digitalen Weltlesebühne geht es weiter, das Anliegen der Sichtbarmachung liegt uns sehr am Herzen. Ebenso weitergehen wird der Jahresrückblick 2023 – nächste Woche mit den Augen von Katharina!
B.N.

P.S.: Das Panel in Leipzig wurde wahrgenommen. In „Buch und Buchhandel in Zahlen 2023“, herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, findet sich auf S. 100 das Zitat:
„Übersetzerinnen und Übersetzer lassen sich mit Musik-Interpret*innen vergleichen: Das meint Barbara Neeb, die Belletristik und Sachbücher ins Deutsche überträgt. Übersetzer*innen interpretieren das fremdsprachige Original und machen es einer anderen Kultur zugänglich, so Neeb im April 2023 bei einer Podiumsdiskussion zum Wert literarischer Übersetzungen auf der Leipziger Buchmesse. Anders als bei Musik-Interpret*innen fallen die Namen der Übersetzer*innen allerdings oft unter den Tisch.“

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